Donnerstag, 26. September 2013

"50.000 Islamisten sagen sich von Übergangsregierung los"

"Die Kluft zwischen der politischen syrischen Opposition und den Kämpfern im Land hat sich dramatisch vertieft. Dreizehn Verbände, darunter Al-Qaida-Ableger sowie moderate Islamisten und reguläre Einheiten der Freien Syrischen Armee, haben ihre Loyalität zur Syrischen Nationalen Koalition und zur Übergangsregierung aufgekündigt. Zugleich schworen sie Einheit innerhalb eines "islamischen Rahmens" und sprachen sich für die Durchsetzung der Scharia aus.
Die Erklärung, genannt "Kommuniqué Nr. 1", wurde von einem Rebellenkommandeur aus Aleppo auf Video verbreitet. Die Übergangsregierung und die Nationale Koalition werden darin als Vertretung der Rebellen abgelehnt.
Schon lange kritisierten die Kämpfer im Land die abgehobene Exil-Opposition, die ihren Sitz in Istanbul hat. Angesichts der schwindenden Aussicht auf einen amerikanischen Militärschlag haben sich offenbar auch moderatere Verbände entschieden, ihr Heil bei den Radikalen zu suchen.
Einer der Unterzeichner ist die al-Qaida-nahe Nusra-Front. Insgesamt repräsentieren die 13 Verbände mehr als 50.000 Kämpfer, vor allem aus dem Norden Syriens um Aleppo, aber auch aus Homs. Andererseits fehlen die mächtige Faruk-Brigade oder die Dschihadisten des "Islamischen Staats in Irak und Syrien."

Bündnisse werden schnell geschlossen und wieder aufgekündigt

Dennoch dürfte der Einfluss des Westens auf die Kämpfe in Syrien weiter schwinden. Zugleich entkoppelt sich das militärische Geschehen noch weiter von politischer Einflussnahme. Zugleich warnen Experten davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Bündnisse werden in Syrien inzwischen schnell geschlossen und schnell wieder aufgegeben. "Lokale Räte teilen sich, Brigaden teilen sich und schließen sich wieder zusammen", sagte ein Aktivist.
Schon jetzt zeichnen sich neue Frontlinien ab. Die Kämpfe zwischen Dschihadisten und moderaten Kämpfern der Freien Syrischen Armee haben in den vergangenen Tagen ein beispielloses Niveau erreicht. Vor allem im Norden stießen der "Islamische Staat" und FSA-Kämpfer aufeinander. In Washington sieht man dies mit Sorge: Die Dschihadisten betreiben heute das Geschäft Präsident Baschar al-Assads.
Ursprünglich hatte das Ziel eines Regimewechsels alle Rebellen geeint. Inzwischen aber zeigt sich, dass die Islamisten weniger einen nationalen Befreiungskampf führen, sondern Syrien nur als Forum für die Ausbreitung eines transnationalen Gottesstaates sehen."

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/opposition-in-syrien-islamisten-sagen-sich-von-uebergangsregierung-los-1.1780675

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